Das neue Album der mexikanischen Musikrebellen Los de Abajo heißt „Mariachi Beat“ und betont nicht nur im Titel neue Sounds und traditionelle Einflüsse. LOS DE ABAJO bezeichneten sich lange selbst als die erste „Salsa-Punk-Band“. Entdeckt wurden sie vor über 20 Jahren von dem Ex-Talking Head David Byrne, auf dessen Label Luaka Bob sie ihre ersten Alben veröffentlichten. Im Jahr 2003 gewann die Band bereits den BBC World Music Award und der Rest ist Geschichte. Seit nunmehr über 20 Jahren sind sie ein fester Bestandteil der weltweiten Festivalszene und aus einer wie auch immer bezeichneten Worldmusicsparte nicht mehr wegzudenken. Ihre Musik hat sich dabei immer wieder verändert und weiter¬entwickelt. Schon auf dem letzten Album „Actitud Calle“ haben sie sich ein Stück vom Tropi-Punk gelöst und viele Einflüsse aus HipHop und modernem Sounddesign aufgenommen. Jetzt nach einigen Jahren Studiopause haben Los De Abajo mit „Mariachi Beat“ wieder ein Album produziert, das einen neuen Schwerpunkt setzt. Die Band hat sich ganz bewusst und intensiv mit mexikanischen Traditionen auseinandergesetzt und sich dabei auch die Frage gestellt, was ist eigentlich mexikanisch? Die musikalische Antwort ist Mariachi Beat, auf dem traditionelle mexikanische Rhythmen und Melodien allgegenwärtig sind. Auch traditionelle Instrumente, wie die Jaranas oder ein Eselskiefer als Percussioninstrument, fließen in den Mariachi-Beat-Sound ein. All diese Elemente sind sehr geschickt mit Los De Abajo-typischen Latinrhythmen wie Salsa oder Merengue verwoben und gleichzeitig immer gepaart mit HipHop und Funkbeats. Zusammen mit sehr gut gemachten und sparsam eingesetzten elektronischen Samples, die sich durch das ganze Album ziehen, entsteht so ein sehr aktueller Sound, der die vielen traditionellen Rythmen und Melodien in sich aufgesaugt hat. Und natürlich glänzen auch auf diesem Album die bekannt starke Rhythmusgruppe, die Turbopower Bläsersektion und die Sängerin Tanja Melo, die Los De Abajo mit ihrer ganz speziellen druckvollen Note auszeichnen. Musikalisch ganz neu ist ein Gastmusiker mit Violine, der sich, natürlich ebenfalls der mexikanischen Tradition geschuldet, sehr harmonisch in verschiedene Songs auf Mariachi Beat einbringt, und vor allem beim letzten akustischen Stück „Mujer Guerrera“ neben Tania Melo eine tragende Rolle übernimmt. All das ist nicht nur ein musikalisches Statement. Auch politisch sind Los de Abajo nach wie vor sehr aktiv. Die intensive Auseinandersetzung mit den mexikanischen Traditionen und der Identitätsfrage ist eine klare Positionierung gegen die voranschreitende kulturelle Globalisierung und eine Antwort auf starke Tendenzen in der mexikanischen Gesellschaft, die eigene Vergangenheit zu vergessen. . Auch in den Texten nehmen Los de Abajo in gewohnter Manier kein Blatt vor den Mund. Sie singen an gegen die Ökonomisierung der Welt, die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich und all die anderen sozialen Ungerechtigkeiten in dieser immer weiter globalisierten Welt. Dass sie sich als politische Band verstehen, daran ließ die Band nie einen Zweifel, und dabei sind sie auch ihrem Namen immer treu geblieben. Denn nicht zufällig haben sich Los de Abajo nach einem Klassiker der revolutionären mexikanischen Literatur benannt, nach dem gleichnamigen Buch von Mariano Azuela (deutscher Titel: „Die Rechtlosen“). Ihren politischen Protest kleiden Los De Abajo auch auf Mariachi Beat in einen unnachahmlich spannenden und gut gelaunten, ganz eigenen Sound, der auf diesem Album sehr bewusst mexikanisch ist.