Es gibt diese Art von Musiker. Die sind seit Jahren und Jahrzehnten dabei, wirken hier an einer CD-Produktion mit, sind dort auf Tour oder tauchen im Abspann einer Film- oder Fernsehproduktion auf. Der Hintergrund ist der Ort, an dem sie sich eingerichtet haben. Hier sind sie weitgehend ungestört, hier können sie an ihrer Musik arbeiten, können nach Herzenslust drechseln, schmirgeln, schleifen, bis schließlich jeder Ton so sitzt, wie es ihrer persönlichen Vision entspricht. Gesang, Akustikgitarre, Kontrabass und African Percussion: eine Sängerin, die am Lee Strasberg Theatre Institute in New York eine Schauspielausbildung absolvierte; ein Gitarrist, den die Pickings der Folkgitarristen an die Gitarre brachten und der nun seinen Lebensunterhalt als Filmmusik-Komponist bestreitet; ein Bassist, der vor bald 40 Jahren mit seinem Bruder die Folkband Ougenweide gründete, mit der er das Spektrum des Genres stetig erweiterte; und ein Percussionist, der in Soweto geboren wurde und noch zu Zeiten der Apartheid Hamburg zu seinem Wohnsitz machte - Jamina Achour, Hinrich Dageför, Stefan Wulff, Dumisani Mabaso. Vier Musiker, die sich seit vielen Jahren kennen und schätzen und sich jetzt in einer Band zusammen gefunden haben, um Musik zu machen, die Ton für Ton die ihre ist. Der Name der Band: Dagefoer. Der Erfahrungshorizont der vier Musiker von Dagefoer ist weit gespannt, reicht vom Folk, Jazz und Triphop bis hin zu afrikanischen und karibischen Rhythmen. Auf Tender Breeze, ihrem ersten Album, findet sich all das wieder. Vor allem aber haben Dagefoer im sensiblen und seit langem vertrauten Miteinander einen eigenen, sehr fein gewirkten Klang gefunden. Ihre Musik gleicht einem langen, ruhigen Fluss, der unaufhaltsam und unangestrengt immer in Bewegung ist. Der manchmal seine Oberfläche in zierliche Kräuselwellen legt, manchmal über die eine oder andere Stromschnelle hüpft oder gar eine Klippe hinab springt. Doch bleibt das Klangbild des Quartetts stets fragil und differenziert, nahbar und menschlich, prallvoll mit Erfahrung. Jamina Achour und Hinrich Dageför erzählen in ihren zumeist englisch- und manchmal französischsprachigen, durch und durch erwachsenen Texten von Verlieren und Finden, von der fundamentalen Einsamkeit der Menschen und dem (zumeist) vergänglichen Glück, wenn sie für einen Moment in Vergessenheit gerät. Trotzdem geht, bei aller Melancholie, eine heitere Gelassenheit von dieser Musik aus. Vielleicht, weil hier Gesang und Musik mit großer Intimität zusammenfinden. Oder weil Dagefoer ihre Zuhörer, behutsam und vornehmlich akustisch instrumentiert, durch strahlende Melodien führen. Nach heute klingt das - und doch so zeitlos und selbstverständlich, als würde uns diese Musik schon seit Generationen begleiten.