Fast könnte man den Titel „Road Worrier“ als ironischen Verweis auf die zeitweise Auflösung der Band verstehen. Nachdem The Shanes 2010, nach zwanzig Jahren, ihren Abschied verkündet hatten, melden sie sich mit einem neuen Album zurück -und wer „Road Worrier“ gehört hat, begreift, warum die Band weitermachen musste. The Shanes haben, schon lange bevor „Folkpunk“, „Russendisko“ und „Americana“ zu hippen Trendrichtungen wurden, die Trademarks dieser Musik in ihren Sound („HardPolka“) integriert ohne jemals eine Szeneband zu sein. Auch wenn ihnen immer wieder geraten wurde, wie viele gut vermarktbare Bands, eine einzige Linie zu fahren, leisten sie sich den Luxus, niemals zweimal die gleiche Scheibe aufzunehmen. Ähnlich wie Anfang der 90er, als ihnen der Folkpunk im typisch irischen Sound oder im osteuropäischen Gewand zu stromlinienförmig war, beziehen sie seit dem 2005er „Pölka“ - Album verstärkt Einflüsse von amerikanischem Folk sowie Country & Western in ihren Sound mit ein und lassen diese wie selbstverständliche Bestandteile damit verschmelzen, ohne die Folkpunk-Roots abzuschütteln. Markant unterstützt wird diese Richtung auf „Road Worrier“ zweifellos von Matt Dawsons Pedal-Steel- und Dobro-Spiel, welches den Songs eine Atmosphäre einhaucht, wie man sie bisher von The Shanes nicht gekannt hat. Doch die Steel-Guitar erinnert weniger an herkömmlichen US-Country, sondern lässt eine Atmosphäre und Orginalität aufkommen, die man eher mit Genre-Innovatoren wie Calexico assoziiert. Dabei sind The Shanes gleichsam eine Rock`nRoll-Band, wie bspw. die genial integrierten, originellen und authentischen Gitarrensoli von Special Guest ALBERT LEE zeigen. Die 12 Songs, bis auf Hüsker Dü´s Girl Who Lives On Heaven Hill, welches vom Postpunk-Hardcore-Rocker zur geisterhaften, wolkenverhangenen Countrynummer wird, sind alles originale Tracks, bei denen alle Bandmitgieder am Songwriting und\u002Foder am Arrangement beteiligt sind. Grant Hart (Hüsker Dü) über die Shanes-Version: „A fine rethinking of a song that means a lot to me!“ Der Opener Blood On The Banjo ist ein Instrumental im guten alten Hardpolka-Stil, während Fremantle Doctor, der vllt. poppigste Song des Albums, den Geist des in Fremantle, Australia, begrabenen Bon Scott heraufbeschwört, dabei aber mehr auf Melodien denn auf Riffing setzt und bei aller Radiotauglichkeit den Americana-Geist des Albums bereits erkennen lässt. Dark Side Of My Soul ist ein düsterer Folksong, den man bereits von Live-Auftritten kennt und für den Gitarrenlegende Albert Lee die Endveredelung durch großartige Licks und Soli übernommen hat – genau wie bei The River und dem stark Bluegrass\u002FCountry & Western-geprägten House Of Whispers, wo auch noch der französische Banjo- und Mandolinen-Gott Jeanmarie Peschiutta und Gerry Hogan (Pedal-Steel) brillieren. The Big Show ist ein sehr laid-back gehaltener „storytelling“ Folksong, der wie aus einem Italowestern, zu dem CALEXICO den Soundtrack komponiert haben, daher kommt. Der Country-Rocker Rock That City dagegen klingt exakt so, als hätte die komplette Band erst gemeinsam die Trucker-Lizenz erworben, bevor man sich ins Studio begab. Ganz ungeniert mischen sich unter diese ganzen doch eher von angloamerikanischen Stilen geprägten Songs die beiden Balkan-Heuler Hellride und Cruelty & Grind, was bei The Shanes aber keineswegs weiter auffällt, denn sie werden wie willkommene Findelkinder in die Road-Worrier-Familie aufgenommen und erinnern an ältere Alben der Band wie „Polka Over Serbja (live)“ oder „The Haunted House Of Polka“. Was bei The Shanes letztendlich niemals fehlt, ist die Komponente ROCK, welche sich auf Road Worrier, bei aller Roots-Orientierung, durch nahezu alle Songs zieht und bei den Titeln Train (mit Didi Beck von Boppin´ B am Kontra-Bass) und Burn It Down noch zusätzlich mit Rockabilly-Elementen gewürzt wird. So steht der „Road Worrier“ in der Tradition der klassischen Blues-, Folk- und Rock `n Roll Songwriter, die immer schon der „Dark Side Of Your Soul“ näher standen als der unbeschwerten Sonnenseite, ohne dabei ihren Sinn für Humor zu verlieren.