Der 1969 in Ragusa, Italien geborene Komponist\u002FPianist Giorgio Occhipinti sieht in einem kontrollierten Zusammenprall vielfältigster Inspirationsquellen die Grundlage einer von ihm organized chaos genannten Arbeitstechnik. Hauptinspirationsquelle ist dabei die Musik des 20. Jahrhunderts, allerdings gebrochen durch das Prisma seines Italiener- genauer Sizilianertums. Dieses spezielle mediterrane Lebensgefühl ist für ihn der Leisten, mit dem er an die Neuinterpretation und Neubewertung von Musik des letzten Jahrhunderts herangeht. Volksmusik, Zeitgenössisches, Jazz und Rock, Oper, Marschmusik derart unterschiedliche musikalische Genres gelten landläufig als unvereinbar. Aus Occhipintis sehr persönlichem Blickwinkel lassen sich solch gegensätzliche Facetten durchaus in einer Art kontrolliertem Chaos in schlüssige Weise verbinden. Für Occhipintis kompositorischen Prozeß hat Tradition keineswegs bloß die Funktion einer Mustervorlage, die zur Vervielfältigung oder zur Dekonstruktion freigegeben ist. Vielmehr wirkt sie in ihrer Gesamtheit und bildet für Occhipinti das Fundament eines innerhalb der europäischen Jazz- und New Music-Szene singulären ästhetischen Entwurfs.